Die Bikini-Saison geht zu Ende. Der Berg ruft... *argh*

Dieses Thema im Forum "Erfolge / Tagebuch" wurde erstellt von Sabine Rpunkt, 13. März 2015.

  1. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Hallo Tagebuch, nach turbulenten ersten zwei Wochen in Deutschland ohne FL kann ich tatsächlich doch noch auf sportliche Aktivitäten zurück blicken.
    Zunächst wären da die Läufe (ja, liebes Tagebuch! Du liest richtig! LÄUFE!) in der tollen Großstadt zu erwähnen: von der Abgabestation des "Großen" zurück nach "Hause" - im Prinzip die U-Bahn-Linie, aber oberirdisch. Also immer geradeaus, was ich eigentlich nicht so schätze, weil schnell langweilig, aber doch annähernd 6 km. Eine gute Vorbereitung für die Meile, die ganz knapp 9 km hatte. Dachte ich.
    Auch wenn annähernd potteben (8 Höhenmeter), war es doch immerhin gelaufen. Den ersten Testlauf hatte ich am Freitag früh. Weil der Lauf gut gelaufen war, habe ich ihn am folgenden Montag wiederholt, und als Härtetest für Knie und Knochenhaut, die immer irgendwelche (Fehl-)Alarme geben, gleich Dienstag noch mal. Jedes Mal etwas mutiger und schneller. Hat alles bestens geklappt, und so fühlte ich mich rein läuferisch nicht mehr ganz so unvorbereitet für die Bergdorfmeile, die für den darauf folgenden, also letzten Freitag, geplant war.
    Die Anmeldung wurde aus einer spontanen - und ich ich muss schon sagen - gücklichen Idee geboren, von @Early Raider unterstützt, der ich auch die Umsetzung in die Tat verdanke. Bestens untergebracht, konnte ich auf einem wunderschönen Balkon meine von der Reise leicht angekratzten Kraftreserven mit einem wenig anspruchsvollen, aber dafür um so spannenderen Buch wieder regenerieren. Abends wurde in beiderseitigem Einvernehmen Fußball geguckt (geteiltes Leid ist halbes Leid!), mit Bier und Chips, wie sich das gehört.
    Freitag wurde sehr gemütlich verbracht, bis es dann los ging zum Lauf. Die ganze Angelegenheit lief sehr reibungslos, ohne Hektik, weder von meiner noch von Veranstalterseite. Das Wetter war schön, die Sonne schien mild, es war warm, die Stimmung war heiter und die vielen Helfer freundlich und hilfsbereit.
    Wir waren beim Start am hinteren Ende des Feldes, so dass man den ganzen langen Wurm der bunt gekleideten Läuferschar vor sich hatte - ein toller Anblick! Die Gegend war wirklich schön, die Strecke führte über Feld- und Waldwege mit abwechslungsreichen Ausblicken und gelegentlich durch Ortschaften. Dort standen die Anwohner an der Straße, klatschten, feuerten einen mit Namen an (der stand gut leserlich auf der Startnummer), und manche hatten sogar Gartenschläuche und besprühten die Vorbeirennenden mit einem erfrischenden Schauer.
    Dummerweise ging es ab und zu ziemlich bergauf und dann auch wieder bergab, was aber schon in der Ausschreibung gestanden hatte und wovor ich auch eigentlich Respekt hatte, auch wenn mir bis ca. km 6 die Steigungen noch leicht "vom Bein" gingen. Aber selber erleben ist doch anders als denken, man könne es... :bag:
    Der vorletzte Berg zog sich dann doch tatsächlich so in die Länge, dass ich anfing vor mich hin zu murren. Der hat dann auch meine Reserven, die eben nur für < 6 km und ausschließlich für die Ebene ausgelegt waren, ziemlich angekratzt. Bergab habe ich immer versucht, mich zu entspannen und auszuruhen, was auch ganz gut ging.
    Dann kam der letzte Berg! Den kannte ich schon! Dachte ich. Da ging es nämlich wieder zum Start zurück, und da waren wir schon zum Startnummern abholen hoch gegangen. Leicht!
    Dummerweise führte die Strecke aber weiter und in eine andere Richtung und dann noch viel viel weiter, und vor allem: noch viel viel weiter bergauf. Noch VIEL viel weiter! :banghead:
    Die Steigung hörte und hörte einfach nicht auf, und es war kein Ende in Sicht. Ich fing an zu pfeifatmen, und dann war mir mein Vorsatz, alles durchlaufen zu wollen, auch sch...egal, und ich bin gegangen. Schnell zwar, immer bergauf, und mal zum Schein für 10 m in einen Jog verfallen, wenn es an anfeuernden Grüppchen am Straßenrand vorbei ging. Und auf dem letzten Stück von kurz vor dem Ziel bis hin zum Mann mit dem Strichcode-Scanner habe ich meinen Reserven noch einen völlig locker-flockig aussehenden Endspurt aus den Rippen leiern können. Danach war ich aber wirklich ganz schön fertig.
    Für die Läufer gab es hinter dem Ziel, auf der großen Wiese auf dem Sportplatz, einen Wasserstand, deren Besatzung im Akkord Becher füllte und an die Schlange stehenden Verdurstenden reichte, dann die obligatorischen Bratwurst/Bierstände, und dann gab es noch einen Stand mit geschnippelten Äpfeln und Bananenstücken und unermüdlichen Schnipplern, um die große Nachfrage zu decken. Daneben wurden ebenso unermüdlich leckere frische Brötchen (offensichtlich eine regionale Spezialität, kannte ich so nicht) körbeweise angeschleppt, die kaum aufgebaut, auch schon weggefuttert waren.
    Die Moral von der Geschicht': Ich habe bei dem Lauf mitgemacht, weil ich mal was Besonderes erleben wollte und vor allem, weil ich Spaß haben wollte, und das Ziel habe ich voll und ganz erreicht. Ich fand es klasse! Lag zum großen Teil auch an der Gastgeberin.
    Zweite Moral: Für Läufe dieser Art sollte ich mehr Berge trainieren. Oder überhaupt: Mehr laufen!
    Dritte Moral: Laufen muss gar nicht langweilig sein! :)
    Vierte Moral: ich bin für mein bisschen Lauftraining in der Ebene ziemlich gut durchgekommen, und auch mit meinen km-Zeiten bin ich sehr zufrieden: 7:14, 6:57, 6:42, 6:38, 6:34, 8:00, 6:21, 7:59. Die schnelleren Zeiten waren immer in Bereichen, in denen es viel bergab ging, und umgekehrt.
    Fünfte Moral: Burpees scheinen - zumindest teilweise - ein effizientes Ersatz-Training fürs Laufen zu sein :D.
     
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  2. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Liebes Tagebuch,
    gestern Abend war ich nach ein paar Tagen inactive Recovery mit ein paar Freunden mal wieder beim "Energy Dance", einer Veranstaltung des hiesigen Hochschulsports. Die Leiterin macht das (es hieß früher anders, war aber im Prinzip dasselbe) seit 1986, als sie noch eine tleine Studentin war. Das bedeutete eine Stunde laufen, hüpfen, high knees in allen Variationen und dazu noch mehr oder weniger koordiniert nach von der Leiterin vorgebener Choreografie mit den Armen flattern, wedeln, schwingen, die Luft schieben, ziehen und boxen, nach ziemlich flotter Musik, und nur sehr gelegentlich von kürzeren ruhigeren Phasen unterbrochen. Trotz Semesterferien waren ca. 30 - 35 Leute in der Turnhalle, und die allermeisten hatten am Ende eine knallrote schweißglänzende Birne.
    Danach kam das Kommando "Mattenwagen!", jeder schnappte sich eone Matte und dann machten wir noch ca 30 min angeleitets Dehnen und Strecken bei indisch angehauchten Sphärenklängen.
    Hinterher trafen sich die Leute, die tatsächlich von Anfang an dabei waren, noch beim Griechen zum lecker After-Workout-Schmausen.
    Ich war mangels Rad zu Fuß (joggend, gehend) unterwegs, was aber aufgrund der kurzen Entfernungen hier im Städtchen gut ging: hin und zurück ca. 4 km.
    Mein neues Spielzeug, eine A300, zeigte am Ende des Tages eine satte Übererfüllung meines angeblichen Solls an.
    Und ich hab mir einen Muskel gezerrt, im Hintern! Einer, der vom Sitzbein Richtung Oberschenkel geht. Laufen geht, könnte aber besser sein. Hoffentlich ist das am Samstag wieder weg!
     
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  3. kielerkoenig

    kielerkoenig Herakles

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    Nicht, dass du Samstag auch noch ausfällst... *hyperventilier*
     
  4. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Ausrüstungstechnisch sehe ich keine Probleme.

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    Fehlt nur der Speed zum Cross...

    Den letzten Schliff hat meine Vorbereitung auf diesen morgigen für meine schlammläuferische Karriere so bedeutungsvollen Wettkampf heute erhalten: Ich habe drei Stunden lang eine Pferdebox (Offenstall) mit alter Mistmatratze ausgemistet, das war super und lässt sich ungefähr so beschreiben: Es waren 11 Durchgänge zu absolvieren, von denen jeder aus den folgenden Elementen bestand und zwingend in dieser Reihenfolge durchgeführt werden musste (sonst wäre es nutzlos für Kraft und Kondition gewesen und hätte auch keine Kalorien verbrannt): Erst statisch-dynamisches Powertraining für Arme und Core mit der 1-kg-Fork und wechselnder Manure Load. Dann 150 m Lauftraining / Armtraining / Coretraining kombiniert leicht uphill, mit dem heavy Wheelbarrow hin zum Manure Drop und 150 m Sprint zurück mit dem light Wheelbarrow. Dann wieder von vorne beginnen.
    Als Cool-Down musste ich dann noch durch die Felder crosslaufen in ein nahe gelegenes Café in einem alten Gutshof und dort auf der Terrasse ein Stück Stachelbeer-Sahne-Baisertorte und ein Stück Mohn-Marzipantorte essen, um die erschöpften Glykogenreserven in den Muskeln wieder aufzufüllen. Als Doping gab es einen großen Milchkaffee dazu.
    Jetzt spüre ich meine Muskeln, und Hunger habe ich auch nicht mehr. :)
     
  5. baura

    baura Iris

    150 m zum Misthaufen ist ne Ansage. Und ich vermisse die Beschreibung des Duftes beim Anstechen der Matratze...
     
  6. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Na, wie sowas eben so riecht: eine Mischung aus Ammoniak mit einer leichten Note Schwefelwasserstoff im Abgang.
    Insgesamt stehen heute 15,54 km auf dem Display meines neuen Spielzeuges. Allerdings nicht alles nur vom Misten.
     
  7. kielerkoenig

    kielerkoenig Herakles

    Super Schuhe! Dann kann der Matsch ja kommen.
     
  8. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Ja, und die haben mir vermutlich das Ganze sehr erleichtert! Bin froh, dass ich mich dazu entschieden habe, die noch auf den letzten Drücker zu kaufen und das Risiko eingegangen bin, dass sie eventuell nicht passen könnten.
    Doch alles gut - nachdem ich die Einlegesohle herausgenommen hatte, saßen die Schuhe wie angegossen und hatten auch den nötigen Zentimeter Platz vor dem großen Zeh.
    Am Samstag bin ich also in diversen Zügen nach Espelkamp gefahren, wo laut Tante Google der dem Event am nächsten gelegene Bahnhof zu sein schien.
    Wunderbarerweise klappte alles wie am Schnürchen, so dass ich der Bummelbahn am Ende der Reise die 6 min Verspätung verzeihen konnte, und @kielerkoenig stand schon am Bahnhof, um uns ins Hotel zu fahren. Das Hotel war erstaunlich ruhig, was das Gästeaufkommen betraf, nicht aber den Getränkekühlautomaten im Flur, der des Nachts immer mal Heul- und Jaulanfälle bekam, wie sich später heraus stellte.
    Nach dem Einchecken, das recht anonym mittels (an einem per Mailboxnachricht näher beschriebenen Platz) hinterlegtem Schlüssel (mit Post-its mit unseren Namen drauf) erfolgte, fuhren wir zum Start-Zielgelände und dabei auch an einigen der Hindernisse vorbei, von denen das Große bei jedem Betrachten irgendwie immer kleiner zu werden schien - immerhin ein Trost!
    Der Start erfolgte in Startgruppen: zuerst die 14 km-Läufer und dann nacheinander und geordnet die 7-KM-Läufer in den Gruppen I-III (oder sogar IV?)
    Unser kleines inoffizielles Forums-Team (uns fehlte für "offiziell" und damit platzierungswürdig ein/e dritte/r Mitstreiter/in) startete in Gruppe II. Der Startschuss war ziemlich laut und erfolgte unweigerlich, aber nicht vorherhörbar, nach ein paar völlig unberechenbaren Sekunden nach dem Countdown, der von allen Teilnehmern laut mitgezählt wurde. Ich zuckte jedes Mal zusammen, selbst mit fest zugehaltenen Ohren.
    (Fortsetzung folgt)
     
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  9. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, musste man zuerst durch etwas Unterholz auf ein Stoppelfeld vordringen. Das erste Hindernis bestand aus einer Fläche voller liegender Altreifen. Als Nächstes musste man über einen pyramidenförmig aufgesetzten Berg (das "Große" von weiter oben) aus großen Quaderballen (2,5 x 1,2 x 0,7) klettern, die vier oder fünffach hoch gestapelt waren.
    Dann kam wieder Stoppelfeld, ein kurzes Stück Wald, einer von vielen Sprüngen über Gräben, und danach schon der erste richtige Dreck: ein Stück der Strecke stand unter Wasser, und man musste da durch waten.
    Die Strecke führte dann über ein paar unegale Eichenstämme, die achtlos auf einen Haufen geworfen waren und danach direkt zum Rolltor einer Scheune, das nur ein wenig hochgerollt war und unter dem man durchschlüpfen musste. Dem Geruch nach handelte es sich definitiv um ein landwirtschaftliches Anwesen, auf dem auch Schweinehaltung betrieben wurde - sehen konnte man jedenfalls gar nichts, so dunkel war es. Wozu Silofolien doch gut sein können! Die übrigens von der Decke hingen und die man im Stockfinsteren dauernd streifte. Überlebenswichtig war hier das bewährte Motto der Prozessionsspinnerraupen: Bloß nicht den Kontakt zum Vordermann verlieren! Vor allem, weil man - der Tastsinn verriet es - schon wieder große Quaderballen zu überklettern hatte, hinter denen dann ein Silberstreif am Boden das gegenüberliegende Rolltor verriet, unter dem ebenfalls hindurch gekrabbelt werden musste. Eine super Idee, die unter den sich durch die Scheune drängenden Drexläufern für wohlwollendes Gemurmel sorgte.
    Daran schlossen sich zwei auf dem Boden konstruierte kleine Dachstühle an, die zu überklettern waren. Der erste war eingelattet, der zweite war mit schwarzer stabiler Unterspannbahn und einem Seil zum Hochziehen versehen. Da konnten die Leute nur einzeln hoch, daher stand man für kurze Zeit im Stau.
    Hinterher musste man durch ein Fahrsilo, in dem wild durcheinander geworfene Autoreifen zu überklettern waren. Danach führte die Strecke über einen ziemlich hohen Erdwall, allerdings nicht oben drauf, sondern mehrfach hoch und runter, was gut in die Beine ging und zur nächsten, ersten echten Herausforderung führte: eine aneinander gereihte Serie von ausgebaggerten, mit schlammigem Wasser gefüllten Löchern. Der Bodenaushub - sandiger Lehm - war immer zwischen den Löchern abgelegt worden. Da hieß es: reinrutschen, durchwaten (das Wasser ging mir bis immer von mindestens über den Bauchnabel bis in Brusthöhe) und an der anderen Seite den aufgeweichten, schlammigen, glitschigen Lehmberg irgendwie wieder hoch klettern, ins nächste Loch platschen usw., bis man endlich durch war. Oft saßen auf den Gipfeln Mitläufer mit einer helfenden Hand und zogen die Leute aus dem Wasserloch herauf.
    Irgendwo kam auch noch ein flacher Tümpel, den quer zur Laufrichtung Vierkanthölzer in Höhe des Wasserspiegels überspannten. Da hieß es: Augen zu, Mund zu, und drunter durch tauchen. DAS konnte ich!
    Die Erinnerung an "danach" und vor allem, an die Reihenfolge, muss durch die zahlreichen Stromschläge (ich erinnere mich nur an zwei) vernebelt worden sein.
    Moment: STROMSCHLÄGE? Ja, aber hallo! Vor uns lag eine endlose Matsch-Strecke. Die Konsistenz des Matsches habe ich als viskos bis dünnflüssig eingeschätzt. In einer Höhe von ca 50 cm war über den Matsch kreuz und quer E-Zaun-Litze gespannt. Da musste man drunter durch robben. Anfangs, als ich voller Eland auf allen Vieren da durch galoppieren wollte, hatte ich meinen Allerwertesten zu hoch gehalten: pitsch! Vor Schreck platschte ich auf den Bauch und kam anschließend mit dem Kopf zu hoch: pitsch! Schei...! Da ist ja echt Strom drauf! Ich HASSE E-Zaun mit Strom! Und man war vom vorigen Hindernis noch platschnass und befand sich im Nassen, war also bestens geerdet! Und die Strecke zog sich! Und man griff beim Aufstützen ins Bodenlose! Ich kam mir, nachdem meine hochfliegenden Pläne vom rasanten Galopp im tiefen, zähen Schlamm versunken waren, vor wie ein sediertes Krokodil, das in Zeitlupe durch die Everglades watet: immer ein Beinchen nach dem anderen, raus aus dem Matsch, laaaangsam nach vorne schwingen, aufsetzen, Rumpf im Matsch ablegen. Nächstes Bein... usw...
    Am Ende hatte ich überall Matsch. Die an sich recht adrett gekleideten Damen an der anschließenden Wasserausgabe übrigens auch. Und sogar in meinem Getränk schwammen Lehmpartikel. Ich hoffe doch, dass es nur Lehm war. So viel Landwirtschaft und Viehzucht drum herum! :rolleyes:
    Ich erinnere mich aber, dass man noch durch zwei Treibwagen klettern musste.
    Auch an Querstangen über Strohballen (vermutlich war das ein entplantes Dach eines LKW?) erinnere ich mich, wo man sich von einer zur anderen hangeln sollte, was aber durch die etwas zu dicken Stangen, die zudem noch glitschig waren vom Lehm vieler Hände, sowie meiner unzureichenden Armkraft, nicht ging. Aber der Versuch zählte ja auch, und so blieben mir die 30 Burpees erspart, mit denen die Hindernisrichter das Auslassen zu bestrafen befugt und beauftragt waren.

    Dann war ein LKW voller Euro-Paletten zu überklettern, noch einmal viele Wasserlöcher mit anschließendem Berg aus Erdaushub zu durchqueren bzw zu überwinden.
    Dann ging die Strecke auch mal länger an einem Bach (aka Entwässerungsgraben) entlang, wo man immer wieder in das schlammige, modrig riechende Wasser hineinrutschen, eine Strecke waten, und dann das von vielen Füßen zerwühlte und glitschige Steilufer wieder hinauf krabbeln musste. Das letzte Stück im Bach führte sogar durch eine tunnelförmige niedrige Straßenunterführung.
    Dann war da noch ein Maislabyrinth im Jugendstadium zu durchlaufen, in dem man als Beweis, nicht abgekürzt zu haben, einen - wie in der Vorbesprechnung angekündigt "quadratischen" - Gegenstand (hahaha, es war ein kreisförmiger Bierdeckel!) aufzunehmen und hinterher am Kontrollposten wieder abzugeben hatte.
    Nach dem Überspringen weiterer Gräben (glaube ich) kam endlich das Ziel in Sicht: Zwei hinter einander stehende mit ursprünglich wirklich klarem, aber nun schlammigen Wasser, auf dem Stroh schwamm, gefüllte 7,5 m³-Mulden waren zu durchqueren, und danach hieß es wieder: anstehen.
    Das letzte, größte (2 Container übereinander gestapelt) und wohl auch spektakulärste Hindernis harrte darauf, bezwungen zu werden. Eine 3-4 m hohe Bretterwand in Half-Pipe-Form sollte mit Schwung erklommen werden. Einmal oben, musste man über ein in luftiger Höhe gespanntes Netz klettern und gelangte so zu einer im oberen Teil übel steilen, unten abgerundeten Wand bzw. riesigen, breiten Rutsche aus weißer Folie (mit Sponsor-Aufdruck), die in ein Strohballen-/Folien-Wasserbecken mündete. Damit sich niemand verletzte, sollte man sich mittels eines Seiles so weit die Steilwand herunter hangeln, dass der Rest der Rutsche ungefährlich war.
    Leider habe ich es nicht geschafft die mittlerweile nasse, glitschige Bretterwand so weit hoch zu rennen, dass mich die oben positionierten Helfer sicher greifen konnten. Wir hatten zwar richtigen Handkontakt, aber meine wie auch deren Hände waren glitschig vom Lehm, so dass ich kläglich abgerutscht und die Halfpipe wieder herunter gekullert bin.
    Nachdem auch der zweite Versuch so endete wie der erste und mir die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens klar war, habe ich einen Bogen geschlagen (keine 30 Burpees, denn ich hatte es ja versucht!), bin pro forma (und in der - vergeblichen - Hoffnung, noch etwas Dreck loszuwerden) in das allerletzte Becken rein und wieder raus und die restlichen paar Meter zum Zeil gelaufen.
    @kielerkoenig hatte netterweise auf mich gewartet, so dass wir als Forums-Rumpfteam zusammen über die Ziellinie laufen konnten.
    Im Ziel gab es für jeden Teilnehmer eine Flasche alkoholfreies Weizen sowie Obst.
    Die freiwillige Feuerwehr hatte Zelte bereit gestellt und Duschen, aus denen heißes Wasser kam - eine Wohltat! Und man konnte den gröbsten Dreck schon vor Ort loswerden!
    Wie sind aber noch mal ins Hotel gefahren, um das Ganze in gründlich (!) zu wiederholen und danach sauber und trocken - und hungrig und durstig - die sehr gut besuchte After-Drexlauf-Party und das Angebot der vielen Buden zu prüfen und den dann erwählten Flammkuchens (sowohl mit Speck als auch in vegetarisch gleichermaßen lecker), zusammen mit dem einen oder anderen Bier auch zu genießen.
    Als bleibende Erinnerung erhielten wir ein T-Shirt (im Feed zu bewundern), und als vergängliche Erinnerung habe ich einen fetten Bluterguss am oberen Oberschenkel und etliche blaue Flecken überall verteilt, Muskelkater in beiden Trizepsen und den Schultern vom Hangeln und Aufstützen (mehr trainieren!!!), eine leichte Zerrung des rechten Bizeps sowie leichte Schürf- und Kratzwunden vom Stroh.

    Mein persönliches Waterloo (Bauzaun davor bitte wegdenken!)

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    Meine Klamotten nach dem 5. Waschgang:

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  10. kielerkoenig

    kielerkoenig Herakles

    Zu dieser kompletten und ausführlichen Schilderung bleibt mir nur noch wenig hinzuzufügen, außer, dass sich Sabine sehr tapfer geschlagen hat als Mud Run greenhorn und einen sehr guten (67. ?) Platz von über 230 Teilnehmerinnen bei der 7km Einzelwertung der Damen gemacht hat.
    Dafür und zum ersten erfolgreich absolvierten Mud Run - Herzlichen Glückwunsch!
    Es hat echt Spaß gemacht, mit dir zu laufen, und die feine olfaktorische Unterscheidung zwischen Kuh- und Schwein kenne ich jetzt auch. ;)

    Nächstes Jahr wieder, oder? Und nächstes Mal finden wir hoffentlich mehr Teilnehmer, die uns auch einen Platz in der Mannschaftswertung sichern.

    Ach ja @Marco: Ganz großes Tennis, der Parcours! So kreative und gut gemachte Hindernisse habe ich noch auf keinem Run gesehen. Ihr könntet ganz groß werden ;)
    Und Gruß an die ältere Dame, die uns abends noch angesprochen hat und der die Begeisterung für das Event immer noch aus jedem Knopfloch quoll. Mit 200 Mitgliedern im Sportverein sowas auf die Beine zu stellen - Hut ab und Verbeugung.
    Und Gratulation auch von Tony
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  11. mon_cheri

    mon_cheri Ares

    Das hört sich nach viel Dreck aber auch viel Spaß an. Habt ihr super gemacht !
     
  12. kielerkoenig

    kielerkoenig Herakles

    Hier noch ein Blick auf das vorletzte Hindernis mit leckerem Wasser.
    Wie sagte Marco vor dem Lauf so schön - "... gefüllt mit glasklarem Wasser, so klar, man kann direkt bis auf die Wasseroberfläche blicken!"
    (Ja, das da in den Mulden ist vergleichsweise sauber im Verhältnis zu manch anderem Becken, durch das wir durch mussten...)

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  13. baura

    baura Iris

    so ein schöner Bericht. Vielen Dank.

    Ich finde, das klingt extrem anspruchsvoll, hört sich für mich auch nicht so an, als hätte ich das wuppen können.

    ich ziehe meinen Hut vor Sabine. Find ich ganz toll, Lutz, dass Ihr dann zusammen durchs Ziel seid!

    Ich freue mich jetzt schon auf die Fooooodddddoooooos...
     
  14. kielerkoenig

    kielerkoenig Herakles

    Auch wenn es nicht so raus kommt im Bericht, wir sind die ganze Strecke zusammen gelaufen. Wäre doch blöd, wenn man nur zu zweit ist, auch noch einzeln zu laufen. ;)

    Und doch, du hättest das auch wuppen können. Waren immer genug Helfer an den Hindernissen vorhanden.

    Fotos? Ja @Marco wann kommen die Fotos? :D :D
     
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  15. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Das tut mir Leid! Das war ja - neben den lustigen Hindernissen - eigentlich das Spaßigste an der ganzen Angelegenheit.

    Ich habe in dem Clip im Drexlauf-Faden gesehen (und beim Schreiben schon geahnt), dass ich eine Menge Zeugs gar nicht beschrieben habe. Ich erinnere mich auch dauernd wieder an mehr!
    Eigentlich dachte ich, dass du deine Eindrücke auch noch schilderst und meine Eindrücke damit ergänzt o_O

    Das bin ich beim Taxieren der Waterloo-Rampe (den Zweifel in meinen Augen sieht man gut, oder?):

    [​IMG]

    Nächstes Mal ziehe ich aber etwas bis zum Hals hochgeschlossenes an. Man gabelt doch so einiges auf unterwegs :hilarious::hilarious::hilarious:
     
  16. baura

    baura Iris

    genial, das Foto! so genial!
     
  17. kielerkoenig

    kielerkoenig Herakles

    Wo hast du denn das Foto her?
    cool! :D
     
  18. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Von hier!
     
  19. Sabine Rpunkt

    Sabine Rpunkt Hyperion

    Gestern war also bei schönstem Sommerwetter Heu werfen angesagt: Heu auf Wiese zusammensammeln und in Pferdeanhänger schleppen/stapeln, heim fahren und da Heu aus Pferdeanhänger rauswerfen und unter Dach or.dent.lich bensen, so dass es nach vorne eine schöne gerade und vor allem stabile Kante gibt, keine Löcher drin sind und der ganze Stapel zusammen hält. Das Ganze bei großer Hitze ist meine Spezialität, schon anno dunnemals in Studentenjahren auf dem Dorf, wodurch ich meinen Sommerjob (Heu und Stroh bergen) jedes Jahr sicher hatte. Bezahlt wurde anno dunnemals in Naturalien vom letzten Schlachten. Ich konnte es auch gestern noch, und diesmal gab es hinterher eine lustige Runde abgekämpfter Heustapler, die sich mit Nudelsalat, Würstchen, Bier, Eis und Eierlikör vollstopften *roll*.
    Eine der Mitstreiterinnen, hier aus der Stadt, macht auch FL. Die hat sich auch super geschlagen, und wir waren echt schnell fertig mit den ca. 230 Ballen.
    Mit dem vielen Ballenschleudern habe ich blöderweise meine rechte Schulter wieder gegen mich aufgebracht, die gerade aufgehört hatte zu meckern. Und vom Heustaub (?) sind meine Bronchien dicht.
    Also wieder ein Tag ohne... :bag:. Immerhin habe ich schon mindestens 50 Squats gemacht, immer in 10er-Sätzen zwischendurch, um von der Schreibtischtätigkeit abzulenken und ohne Loggen.
    Laufen wäre gut. Aber nachher muss ich schon Kuchen essen... :drool:
    :p
     
  20. mon_cheri

    mon_cheri Ares

    Oh, du Arme! :p
     
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